In der Garten- und Landschaftsgestaltung gibt es eine lebendige Debatte, die teilweise hitzig geführt wird: die Verwendung gebietsfremder Pflanzen. Befürworter heben ihre vielfältigen Vorteile hervor: von exotischer Schönheit bis hin zu kulinarischen Möglichkeiten. Auf der anderen Seite gibt es jedoch Bedenken hinsichtlich der potenziell schädlichen Auswirkungen für lokale Ökosysteme und die heimische Flora und Fauna.
Inmitten dieser Diskussion möchten wir den Blick weiten und sowohl auf den großen Wert einheimischer Gehölze für unsere Biodiversität, Flora und Fauna lenken, als auch die Potenziale gebietsfremder Pflanzen im Kontext des Klimawandels und sich verändernder Umweltbedingungen würdigen. In einer Zeit, in der sich Klimazonen verschieben und Dürren und Trockenheit zunehmen, können gebietsfremde Pflanzen eine wertvolle Ressource darstellen. Sie bieten aber nicht nur Anpassungsfähigkeit und Resilienz gegenüber widrigen Bedingungen, sondern auch eine Möglichkeit, die Ernten in unseren Gärten vielfältiger zu gestalten.
In diesem Artikel wollen wir beide Perspektiven beleuchten und zusammenbringen und die Möglichkeiten aufzeigen, wie ein ausgewogener Ansatz sowohl die ökologische Integrität unserer Gärten bewahren als auch ihre Vielfalt und Resilienz stärken kann. Es geht darum auch die Chancen erkunden, die gebietsfremde Arten in einer sich wandelnden Welt bieten können.
Die unschätzbare Bedeutung einheimischer Gehölze für unsere Ökosysteme
Einheimische Gehölze spielen eine entscheidende Rolle für die Erhaltung unserer natürlichen Umwelt und die Förderung der Biodiversität. Wenn man Änderungen in unseren klimatischen Umständen außen vor lässt, sind sie perfekt an die örtlichen klimatischen Bedingungen, den Boden und die Tierwelt angepasst, was sie zu einem integralen Bestandteil des lokalen Ökosystems macht.
Förderung der Biodiversität
Förderung der Biodiversität Einheimische Gehölze bieten Lebensraum und Nahrung für eine Vielzahl von heimischen Tierarten, einschließlich Vögeln, Insekten und Säugetieren. Besonders gefährdet sind Arten, die sich besonders auf eine Pflanzenart oder -familie spezialisiert haben. Diese sind besonders angewiesen auf ihre Futter- oder Wirtspflanzen. Einheimische Pflanzen unterstützen das lokale Ökosystem, indem sie Nahrungsketten und -netze stärken und die Artenvielfalt fördern.
Stärkung der ökologischen Resilienz
Aufgrund ihrer langen Koevolution in ihrer jeweiligen Umgebung stärken und stabilisieren einheimische Gehölze die lokalen Ökosysteme und das ökologische Gleichgewicht und machen sie widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und Schädlingen.
Kulturelle Bedeutung
Einheimische Gehölze haben oft eine tiefe kulturelle und historische Bedeutung für die Gemeinschaften, in denen sie beheimatet sind. Sie sind Teil des regionalen Erbes und tragen zur Identität und Ästhetik der Landschaft bei.
Gebietsfremd ist nicht gleich schädigend und invasiv
Bei der Diskussion um die Auswirkungen von gebietsfremden Arten ist es wichtig vorher die Begrifflichkeiten zu klären.
Gebietsfremd (Neophyt) = Gebietsfremd werden jene Pflanzen bezeichnet, die durch den Einfluss des Menschen in ein neues Verbreitungsgebiet gelangt sind. Genau genommen handelt es sich auch nur um Pflanzen, die nach 1492, dem Jahr der “Entdeckung Amerikas” durch Christoph Kolumbus, in Gebiete eingeführt wurde, in denen sie zuvor nicht natürlich vorkamen. Arten, die es vor diesem Jahr in dem entsprechenden Gebiet gab, werden als einheimisch bezeichnet.
Invasiv = Invasive Arten sind jene, die unerwünschte, starke Auswirkungen auf andere Arten, Lebensgemeinschaften oder Biotope haben und diese verdrängen und schädigen. Sie treten in Konkurrenz mit einheimischen Arten und beanspruchen deren Lebensräume und Ressourcen.
Der schlechte Ruf der gebietsfremden Arten ist zunächst einmal auf invasive Arten zurückzuführen. Dann ist zu berücksichtigen, dass sich nicht alle gebietsfremden Arten etablieren und nur ein Bruchteil dieser wurde bisher als invasiv eingestuft. Von den meisten gebietsfremden Arten, die sich bisher bei uns ansiedeln konnten, gehen keine Gefahren für unsere Natur oder Gesundheit aus und sie haben auch keine negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.
Gebietsfremde Arten können sogar auch dem Ökosystem zugutekommen, indem sie durch ihre Blüten oder Früchte zu einem höheren Nahrungsangebot für die generalistische Fauna führen in Zeiten, wo es sonst weniger Angebot gibt.
Vielfalt und Resilienz: Die Nutzung gebietsfremder Pflanzen im Garten
Die Nutzung gebietsfremder Pflanzen in unseren Gärten eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten und Vorteilen, die es zu würdigen gilt. Historisch gesehen sind viele der Pflanzen, die heute als traditionelle Bestandteile unserer Gärten gelten, ebenfalls gebietsfremd. Dazu gehören zum Beispiel Kartoffeln, Tomaten oder Mais. Ein Beispiel ist außerdem der Apfelbaum, der ursprünglich aus Zentralasien stammt und vor circa 6.000 Jahren in Deutschland eingeführt wurde. Heute ist der Apfelbaum ein fester Bestandteil der europäischen Landschaft und Kultur, was zeigt, wie gebietsfremde Pflanzen über die Zeit integriert werden können.
In Anbetracht des Klimawandels und der zunehmenden Trockenheit und Dürre ist es wichtig, dass wir uns auch bei der Auswahl unserer Gartenpflanzen anpassen. Viele einheimische Gehölze haben in den letzten Jahren unter ungewöhnlichen Hitze- und Trockenperioden gelitten und sind zunehmend von Schädlingen und Krankheiten betroffen. Gebietsfremde Pflanzen können eine Alternative bieten, da sie oft an verschiedene klimatische Bedingungen angepasst sind und eine höhere Resistenz gegenüber Trockenheit und Schädlingen aufweisen können.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Erweiterung unserer Geschmackspalette im eigenen Garten. Die Möglichkeit, eine Vielzahl von Obst- und Gemüsesorten anzubauen, einschließlich tropischer Früchte, macht die Selbstversorgung attraktiver und vielfältiger. So müssen wir uns nicht im eigenen Garten auf Äpfel und Birnen (die wir feiern!) beschränken und für etwas ausgefallenere Südfrüchte im Supermarkt kaufen, sondern haben eine riesige Auswahl an Früchten, wie Pawpaws, Kakis, Maulbeeren, Ölweiden, Aroniabeeren, Jujuben und und und….- direkt vor unserer Haustür.
Mit einem ausgewogenen Ansatz, der die Vorteile sowohl einheimischer als auch gebietsfremder Pflanzen berücksichtigt, können wir einen Garten schaffen, der nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch ökologisch nachhaltig und anpassungsfähig in Zeiten des Klimawandels.
Doch aufgepasst!
Dennoch möchten wir, dass Du aufmerksam bist, welche Pflanzen Du Dir in den Garten holst. Verbreitungsgebiete von Pflanzen- und Tierarten haben sich schon immer verändert. Wie so viele Entwicklungen im Anthropozän, überwinden eine viel höhere Zahl an Neobiota jedoch heute natürliche Ausbreitungsschranken sowie weite Entfernungen innerhalb kürzester Zeit.
In deinem Garten kannst Du einen wichtigen Beitrag leisten und ein aufmerksames Auge auf die Entwicklung kritischer Gartenpflanzen behalten. So oder so gilt: Gartenabfälle invasiver Arten sollten in die Biotonne entsorgt werden, statt illegal in der freien Natur.
Gemeinsam für eine grünere Zukunft: Die Bedeutung von Vielfalt und Harmonie in unseren Gärten
Abschließend ist es wichtig zu betonen, dass Gärten vielfältige Zwecke erfüllen können - von Naturparadiesen für die heimische Fauna bis hin zu Nutzgärten, die den Menschen mit frischem Obst und Gemüse versorgen. Die Wahl der Pflanzen und die Gestaltung des Gartens hängen dabei von den individuellen Vorlieben und Zielen des Gärtners ab.
Einheimische Gehölze spielen zweifellos eine entscheidende Rolle für die Gesundheit und das Gleichgewicht unserer Gärten und lokalen Ökosysteme. Sie bieten Lebensraum, Nahrung und Schutz für eine Vielzahl von Tierarten und tragen zur Erhaltung der Biodiversität bei. Doch der entscheidende Unterschied wird gemacht, wenn wir insgesamt wieder mehr einheimische Gehölze, Hecken, Streuobstwiesen und andere naturnahe Elemente in unsere ausgeräumten Landschaften zurückbringen.
Wir möchten Dich ermutigen, bei der Gestaltung Deines Gartens die Vielfalt zu schätzen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Ob einheimische Wildblumenwiese oder exotischer Obstbaum - jede Pflanze hat ihren Platz und ihren Wert. Lass uns gemeinsam dazu beitragen, dass unsere Gärten nicht nur Orte der Erholung und Schönheit sind, sondern auch wichtige Refugien für die Natur und Quellen der Inspiration für uns alle.